Steht die Tischtennisabteilung im MTV vor einem baldigen Aus? 1. Herren in der Bezirksklasse aus dem laufenden Punktspielbetrieb abgemeldet Ein kritischer Kommentar von Henning Friemelt Bad Gandersh
Die Nachricht hatte im Sommer 2015 alle Fußballinteressierten in Bad Gandersheim und Umgebung bis ins Mark getroffen. Der Traditionsverein Grün-Weiß Bad Gandersheim musste seine 1. Herren aus der Bezirksliga abmelden. Den Verantwortlichen war es nicht gelungen, eine Mannschaft für die kommende Saison zusammen zu stellen.
Nun gibt es auf sportlicher Ebene die nächste Hiobsbotschaft zu vermelden. Die 1. Herren Tischtennismannschaft vom MTV Bad Gandersheim zieht sich nach nur fünf Spieltagen aus dem laufenden Spielbetrieb zurück. Die Mannschaftsaufstellung Björn Selmikeit, Sven Overbeck, Andrè Hoppmann, Henning Friemelt, Alexander Steiert und Robert Dierig gibt es nicht mehr
. Der engagierten Abteilungsleiterin, Ute Breitenstein, fiel es sichtbar schwer, am Freitag, dem 13. November 2015, die 1. Herren beim Niedersächsischen Tischtennisverband abzumelden. Es war sprichwörtlich ein schwarzer Tag für die Tischtennisabteilung. Es ist ein Novum in der 65jährigen Tischtennis Vereinsgeschichte, dass sich eine 1. Herrenmannschaft aus dem laufenden Punktspielbetrieb abmeldet.
Die sportliche Situation Nachdem Heinrich Bertram die 1. Herren aus gesundheitlichen Gründen bereits in der letzten Saison nicht mehr unterstützen konnte, wurde die Spielerdecke für die Saison 2015/2016 dünner. Bei einem Spieler standen und das war auch bekannt, berufliche Weiter- bildungsmaßnahmen im Vordergrund. Sicherlich hätten die Mitspieler, bei allem Verständnis, sich zumindest bei Heimspielen etwas mehr Unterstützung gewünscht. Bei vorgezogenen Spielen hätte es sich um ca. 90 Minuten gehandelt. Aufgrund einer Meniskusverletzung konnte Henning Friemelt seine Mannschaft bei den ersten Punktspielen nicht unterstützen und konnte den Heimspielen nur als Zuschauer beiwohnen. Sein erster Einsatz war für den 13.11. avisiert. Ein weiterer Spieler hat oftmals kurzfristig wichtige persönliche Termine vor Spielen wahrzunehmen und somit ist ein verbindlicher Einsatz nicht gewährleistet. So kam es, dass das Sextett fünfmal mit Ergänzungsspielern aus der 2. Herren antreten musste. Diese Ersatzgestellung erwies sich als äußerst schwierig, da die 2. Mannschaft fünf Klassen tiefer spielt und ein Einsatz mit vorhersehbaren Niederlagen sicherlich auch frustrierend ist. Wer will sich dann auch noch den Freitagabend oder Samstagnachmittag „um die Ohren schlagen“? Zwei Spieler der 1. Herren haben zudem mehrere Jahre nicht trainiert. Dass der persönliche, sportliche Erfolg ausbleibt, kann sicherlich nicht überraschen.
Als Tabellenletzter (10.Platz) mit 0:10 Punkten war die Mannschaft nur 3 Punkte hinter dem Tabellensiebten mit 3:7 Punkten. Ein sportlicher Nichtabstieg wäre, da nun mindestens fünf Stammspieler und gelegentlich Robert Dierig zur Verfügung standen, möglich gewesen. Das Ziel von Ute Breitenstein und Henning Friemelt als Abteilungsleitung war, die Saison sportlich zu beenden und falls es so gekommen wäre, sportlich abzusteigen. Vier von sechs Spielern haben sich aber für einen sofortigen Rückzug aus der Spielklasse entschieden.
Zukunft im Herrenbereich Ein Abstieg am Ende der Saison ein oder auch zwei Klassen tiefer wäre völlig unproblematisch gewesen, da in diesen Klassen nur mit vier und nicht mit sechs Spielern gespielt wird. Das Eigeninteresse vor Mannschafts-oder Vereinsinteresse steht, ist die eine Sache. Aber das aktiven Spielern völlig gleichgültig ist, das von nun an Tischtennis im MTV in der allertiefsten Klasse stattfindet, dafür fehlt dem Schreiber dieser Zeilen jegliches Verständnis.
Die noch verbliebene 2. Mannschaft spielt in der 4. Kreisklasse. Ein leistungsorientiertes Tischtennis in oberen Spielklassen wird es im MTV Bad Gandersheim in der nächsten Zeit nicht mehr geben. Björn Selmikeit, Mannschaftsführer und jahrzehntelanger absoluter Topspieler des Vereins und auf Bezirksebene, ist seit seiner Jugend Spieler beim MTV. In Zukunft wird der zuverlässige Spieler, wie gewohnt, in der Bezirksklasse NOM/West spielen. Sein neuer Verein, TSV Germania Lauenberg, darf sich auf einen der besten Spieler der Region freuen. Sven Overbeck hatte in der letzten Saison schon Kontakte zum TSV Langenholtensen geknüpft und wird sich diesem Verein ab Januar 2016 anschließen. Das der „Kapitän“ zuerst von Bord gegangen ist, soll an dieser Stelle nicht weiter kommentiert werden. Sicherlich lockt grundsätzlich die Möglichkeit (bis zum 30.11.j.J.) sich einen Verein zu suchen, in dem evtl. noch Aufstiegsambitionen bestehen.
Ironie des Rückzugs der 1. Herren ist, dass die Spieler, die für den MTV weiterspielen wollten, Steiert und Friemelt, lt. Reglement für die Rückrunde in der 2. Herrenmannschaft automatisch gesperrt sind. Beide Spieler können sich nun kurzfristig überlegen, ob sie sich einem anderen Verein anschließen möchten, um ab Januar 2016 weiter Tischtennis spielen zu können.
Geht es 2016 mit der MTV Tischtennis-Abteilung weiter?
Hans Martin Weber gründete im Jahr 1950 als 20jähriger die Tischtennis Abteilung und führte sie bis zu seinem Tod im Dezember 2004. Eine Abteilungsleitertätigkeit von über 50 Jahren wird es in Deutschland vermutlich noch nicht oft gegeben haben. Damit es mit Tischtennis beim MTV weitergeht, waren es Ute Breitenstein, Dr. Herbert Pfuhl und Henning Friemelt, die sich im Sinne von H.M.Weber die vielfältigen Aufgaben teilten. Ute Breitenstein hatte sich bereit erklärt die Funktion der Abteilungsleiterin zu übernehmen. Bis zum heutigen Tag leitet sie die Abteilung mit Geschick, mit viel persönlichem Einsatz, mit Bravour und Weitsicht. Bei der letzten Abteilungsversammlung hat sie allerdings auch erklärt, dass sie ihr Amt nach der Saison 2015/2016 zur Verfügung stellen wird. Es fällt derzeit schwer sich vorstellen zu können, dass von den derzeitigen vorhanden Spielerinnen und Spielern jemand bereit ist, Verantwortung für diese Position zu übernehmen.
Wie sieht es in anderen Tischtennis Vereinen der Region aus?
Auch andere Tischtennis Vereine haben derzeit Probleme bei rückläufiger Anzahl der Aktiven, den Spiel- betrieb aufrecht zu halten. Dem PSV Kreiensen mit 0:12 Punkten Tabellenletzter in der Kreisliga gehen die Stammspieler aus. Auch der SV 09 Altgandersheim, teilweise auf die Jugend setzend, ist ebenfalls Tabellenletzter mit 0:12 Punkten in der 1.Kreisklasse. Beim TSV Brunsen sieht es auch nicht besser aus. Andere Vereine im Stadtgebiet haben zwar insgesamt ausreichend Spieler, spielen aber überwiegend in unteren Klassen.Festzustellen ist, dass fast alle Vereine schon in höheren Klassen gespielt haben. Aber wichtig ist, dass die Freude und Kameradschaft überwiegt.
Allgemein gesehen ist der Trend im Tischtennissport, wie auch in diversen anderen Sportarten, rückläufig. Immer mehr Vereine geben auf, weil sie nicht mehr spielfähig sind. Eine Selbstreflexion der Vereine ist sicherlich sinnvoll. Meines Erachtens ist die Zeit gekommen, dass sich Tischtennis Vereine aus dem Stadtgebiet und aus der näheren Umgebung an einen Tisch setzen sollten. Gemeinsame Überlegungen der Spartenleiter und Vereinsvorsitzenden, wie man Schüler und Jugendliche, natürlich auch Erwachsene, wieder vom Tischtennissport „begeistert“, könnte doch nur hilfreich sein.