Vereinsgeschichte
Die Vorgeschichte
zu unserer Gründung des Männer-Turn-Vereins Gandersheim
im Jahre 1862
Fünfzig Jahre nach Eröffnung des 1. Deutschen Turnplatzes auf der Berliner Hasenheide wurde die Grundsteinlegung eines Denkmals für den Schöpfer der deutschen Turnbewegung Friedrich Ludwig Jahn zum Anlass genommen, das 2. Deutsche Turnfest 1861 in Berlin zu veranstalten.
Es bestanden zwar gewisse Bedenken, ein solches Fest in der preußischen Hauptstadt durchzuführen. Die noch frische Erinnerung an die Demagogenverfolgungen, die zur Verhaftung auch Frdr. L. Jahns und als weitere Folge zur ,,Turnsperre“, d.h. zum Verbot aller Turnvereine i.d.Z. von 1820 - 42 führten, sowie die innen- und außenpolitischen Spannungen jener Jahre ließen manchen diesen Plan als Wagnis erscheinen. Doch der Verlauf des am 11. April 1861 eröffneten 2. DTF, an dem rd. 4000 Turner teilnahmen, gab den Veranstaltern Recht. Die Stadt Berlin stellte 2000 Thaler zur Verfügung.
König Wilhelm 1. soll auf die Anfrage, ob auch schwarz-rot-goldene Fahnen mitgeführt werden dürften, geantwortet haben: „Mögen Fahnen nehmen, welche sie wollen!“ Die Zeitungen brachten begeisterte Berichte: ,,Wir haben in den Hauptstädten Europas viele Feste gesehen, nie ein ähnliches, nie ist ein solches Fest gefeiert worden, seit Griechen-land unterging.“ Auf zeitgenössischen Bildern stehen in brüderlicher Umarmung Turner aus Schleswig-Holstein, Brandenburg, Westfalen, Schlesier mit Bayern und Österreichern, Sachsen und Pommern unter einem Meer von Fahnen. Der Wille zum Zusammenschluss aller deutschen Stämme in einem Reich wurde vor aller Welt sichtbar demonstriert.
Sie sind immer Spiegelbilder ihrer Zeit gewesen, die deutschen Turnfeste und haben ihren politischen Charakter nie verleugnet. Ein Politbarometer des Volkswillens.
Ganz im Sinne des Turnvaters Jahn, der auch Mitbegründer der Burschenschaften war und nach einem Leben voller patriotischen Hoffnungen, voller Schaffenskraft, aber auch vieler Enttäuschungen und Schicksalsschläge neun Jahre zuvor, 1853; in Freyaing an der Unstrut verstorben war Mit den Worten: ,,Deutschlands Einheit war der Traum meines erwachenden Lebens, der Sonnenschein der Manneskraft und ist jetzt der Abendstern, der mich zur ewigen Ruhe geleitet“ zog er das Fazit seines kämpferischen Daseins. ,,Von der Parteien Gunst und Haß verwirrt, schwang sein Charakterbild in der Geschichte“. Auf kaum einen anderen trifft dieses Schillerwort so zu wie auf Friedrich Ludwig Jahn. Sicherlich war er eine kompromißlose, leidenschaftliche Kämpfernatur. Es ging ihm in erster Linie um die Befreiung Preußens vom napoleonischen Joch, um die Einheit Deutschlands. Der Turnplatz auf der Berliner Hasenheide war ihm Mittel zum Zweck; er wollte durch Leibesübungen aller Art die männliche Jugend zu kraftvollen Kämpfern gegen alle Vaterlandsfeinde heranbilden. Er wollte ,,der bloß einseitigen Vergeistigung die wahre Leibhaftigkeit beiordnen“. Niemand vor ihm hat in solcher Unabdingbarkeit die harmonische Bildung von Geist und Körper gefordert wie er. Seine ,,Turnkunst“, geschrieben unter Mitwirkung seines Freundes Eiselen, ist das erste systemvoll aufgebaute Lehrbuch der Leibesübungen. Mit der ihm eigenen Leidenschaft trat er auch für eine Bereinigung der deutschen Muttersprache von den zu seiner Zeit grassierenden französischen Modewörtern ein. Er hat unsere Sprache um manche schöne Wortbildungen bereichert. Als er für den Begriff der Leibesübungen eine Bezeichnung suchte, bildete er aus dem französischen tournieren das neue Wort turnen. Es ist ebenso in den deutschen Sprachschatz eingegangen wie Volkstum, volkstümlich oder Landwehr. Allerdings übertrieb er, besonders in seinem Alterswerk, diesen Hang zur Verdeutschung von Gastwörtern; viele der von ihm gebildeten Neuwörter haben sich nicht durchsetzen können.
Für uns Turner aber ist er der große Anreger und Lehr-meister bis auf den heutigen Tag geblieben. Das berühmte Leitwort des römischen Dichters Juvenal, das in früheren Jahren über manchem Turnhalleneingang geschrieben stand:
,,Mens sans in corpore sane“ - ein gesunder Geist in einem gesunden Körper - dIeses Ziel zu erreichen, war Jahns Lebensaufgabe, er hat sie uns Turnern ins Herz geprägt.
Die Ausstrahlung des 2. Deutschen Turnfestes in Berlin und des ein Jahr zuvor in Coburg veranstalteten ersten Turnfestes war so stark, dass innerhalb von drei Jahren über 1000 neue Turnvereine gegründet wurden. Am 1.7.1862 zählte man bereits 1284 Vereine mit 135.000 Turnern. Einer der jüngsten unter ihnen war unser MTV.
In den folgenden Unterartikeln werden die einzelnen Zeitabschnitte ausführlicher geschildert.
- Gegründet 1862
- 1863 - 1887
- 1887 - 25 Jahre MTV
- 1888 - 1912
- 1912 - 50 Jahre MTV
- 1913 - 1962
- 1962 - 100 Jahre MTV
- 1963 - 1987
- 1987 - 125 Jahre MTV
- 1988 - 2002
- 2002 - 140 Jahre MTV
- 2003 - 2012
- 2012 - 150 Jahre MTV
- 2013 - 2022
- 2022 - 160 Jahre MTV
Ein MTV-Kapuzenpullover reist nach Uganda
Das ist Mackilin Ikoona. Er wohnt in Bugembe, einem Vorort von Jinja, der zweitgrößten Stadt von Uganda. Mackilin ist 5 Jahre alt und geht in die Vorschule.
Der Vater von Mackilin war einmal mein Patenkind über unseren Verein "Bulungi - Hilfe für Kinder in Uganda e.V.". Als ich ihn und seine Familie im Januar dieses Jahres in Uganda besuchte, schenkte ich ihm einen roten MTV-Kapuzenpullover, der bereits von meinem Neffen vor ca. 30 Jahren getragen wurde. Er freute sich sehr über diesen schönen Pullover, der ihn gerade in der kühleren Jahreszeit in Uganda warm halten würde. Als ich ihm erzählte, dass diesen Pullover bereits Kinder in Deutschland getragen hatten, war er darauf sehr stolz. Obwohl es bei meinem Besuch bei seiner Familie sehr warm war, wollte er den Pullover gar nicht mehr ausziehen. So mancher wird sich wundern, dass sich ein Kind in Afrika über einen gebrauchten Pullover so freut. Die Kinder und auch Erwachsenen in Afrika kennen es kaum anders, als gebrauchte Kleidung auf dem Markt zu kaufen.
Kerstin Reuter, MTV
Vorsitzende Bulungie e.V.
Urkunde nach 100 Jahren zurück zum MTV
Sedan-Wettturnen im Kreis Gandersheim
Der MTV Bad Gandersheim wurde kürzlich mit der Überreichung einer Urkunde aus dem Jahr 1913 bedacht: Gudrun und Gerhardt Hildebrandt vom TSV Leimbach / Wartburgkreis, einem sehr erfolgreichen Tischtennisverein überbrachtem dem MTV eine gewonnene Urkunde ihres Großvaters Wilhelm Mahnkopf. Wilhelm belegte am 31. August 1913 in Münchehof / Kreis Gandersheim beim 8. Sedanwettturnen den 10. Platz.
Diese außergewöhnliche, in Glas eingefasste Urkunde mit Eichenlaub und goldenen Eicheln als Siegerkranz, ist mit ihren rot/weißen Farben ein wahres Schmuckstück und zudem in sehr guter Verfassung erhalten.
Zur Geschichte: Alljährlich wurde im Deutschen Kaiserreich am 2. September der Sieg von Sedan, eine Kesselschlacht im Jahr 1870 in dem Napoleon der Dritte gefangen genommen wurde, mit großer Begeisterung mit einem Gedenktag gefeiert.
Damals nutzten Sportvereine und somit auch die Turner diesen „Kaisertag“ um Wettkämpfe auszurichten. Ab 1910 wurde der Sedantag von einigen Turnern jedoch nicht mehr so euphorisch gefeiert, da die damaligen Pioniere der 1848er Revolution im Kampf für Freiheit mehr und mehr vergessen wurden und nur noch die Kaisertreue zählte. Mit dem Aufrufen der Weimarer Republik 1919 wurde der Sedantag abgeschafft.
Der MTV bedankte sich bei Kaffee und Kuchen bei Gudrun Hildebrandt und Gerhardt Hildebrandt, Vorsitzender des TSV für ihre Gabe und versprach der Urkunde einen würdigen Platz in seiner Geschäftsstelle zu geben.